
Der Fachkräftemangel an Schulen im Land Schleswig-Holstein spitzt sich weiter zu – und trifft besonders Vertretungslehrkräfte. SPD-Landtagsabgeordneter Martin Habersaat aus Reinbek kritisiert den Umgang des Bildungsministeriums mit den oft befristet angestellten Lehrerinnen und Lehrern und fordert klare Perspektiven.
„Wir brauchen endlich einen anständigen Umgang mit Vertretungslehrkräften“, sagt der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Nach Angaben Habersaats steigt die Zahl dieser Kräfte seit Jahren deutlich an: Während im Schuljahr 2019/20 noch rund 7,7 Prozent des Unterrichts von Vertretungskräften abgedeckt wurde, sind es aktuell bereits 12 Prozent. Allein zum Stichtag 1. Oktober 2024 arbeiteten 1.955 Vertretungslehrkräfte mit Hochschulabschluss und 1.211 ohne akademischen Abschluss an Schulen im Land.
Gleichzeitig fällt immer mehr Unterricht aus: Die Ausfallquote sei an allgemeinbildenden Schulen von 9,7 Prozent (2019/20) auf 11,9 Prozent und an berufsbildenden Schulen von 8,3 Prozent auf alarmierende 13,6 Prozent gestiegen. Für Habersaat ein Beweis dafür, wie zentral die Rolle von Vertretungslehrkräften im Bildungssystem inzwischen sei – und wie problematisch die aktuelle Personalpolitik der schwarz-grünen Landesregierung.
Befristung trotz Erfahrung
Besonders kritisch sieht Habersaat die Praxis, erfahrene Vertretungslehrkräfte nach Jahren der Tätigkeit – mit teils über fünf befristeten Verträgen – nicht weiter zu beschäftigen. „Sie haben denselben Einsatz gezeigt wie reguläre Lehrkräfte, sollen dann aber einfach ersetzt werden“, so der SPD-Politiker.
Dabei zeigt ein Blick auf aktuelle Gerichtsverfahren: Von 15 abgeschlossenen Entfristungsklagen im vergangenen Jahr konnte nur eine vom Ministerium gewonnen werden. In allen anderen Fällen kam es zur Weiterbeschäftigung – oft in Verbindung mit einem sogenannten „Anpassungslehrgang“. Auch 2025 wurden bisher mindestens zwei Verfahren durch Vergleiche beendet, die eine Weiterbeschäftigung mit Qualifizierung ermöglichen.
SPD und GEW fordern Reform
Bereits im vergangenen Jahr legte die SPD gemeinsam mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ein umfassendes Konzept vor. Darin fordern sie eine neue Strategie im Umgang mit Vertretungslehrkräften: „Die Menschen und die Schulen brauchen Planungssicherheit – und keine Hängepartien“, so Habersaat. Das Land müsse zudem stärker qualifizieren, statt Personal auszutauschen.
Einige Ankündigungen des Bildungsministeriums deuteten zuletzt zwar auf Bewegung hin – beispielsweise durch das Projekt „Abordnung Plus“ für herausgeforderte Schulstandorte, die Auswahl qualifizierter Vertretungskräfte mit Perspektive oder ein Pilotprojekt zum Einsatz von Quereinsteigerinnen und -einsteigern. Doch Habersaat bleibt skeptisch: „Es fehlt an einer soliden Umsetzung. Und ich befürchte, dass insbesondere Lehramtsstudierende zu früh zu stark belastet werden.“
Auch Schulen in Stormarn betroffen
Auch im Kreis Stormarn zeigt sich die Problematik: Immer häufiger berichten Schulen von Lücken in der Unterrichtsversorgung. Vertretungskräfte sichern vielerorts den Regelbetrieb – jedoch mit unsicheren Arbeitsbedingungen. Die SPD fordert deshalb im Mai-Plenum des Landtages konkrete Schritte zur Verbesserung der Situation.
Martin Habersaat, selbst ehemaliger Lehrer am Emil-von-Behring-Gymnasium in Großhansdorf, bleibt dabei klar in seiner Haltung: „Wer in Schulen Verantwortung übernimmt, verdient Verlässlichkeit – nicht Vertröstungen.“