
Der Streit um die Zukunft des TSV Glinde geht in die nächste Runde. Während die CDU der SPD, FDP und den Grünen Planungsverweigerung vorwirft, betonen diese die Notwendigkeit eines transparenten Beteiligungsprozesses. Fest steht: Der dringend notwendige Flächennutzungsplan (F-Plan) für das Vereinsgelände ist vorerst gestoppt – und das obwohl die Bausubstanz des Vereins dringend sanierungsbedürftig ist.
Mit rund 2600 Mitgliedern ist der TSV Glinde der viertgrößte Sportverein im Kreis Stormarn. Die Sportanlage gilt als überaltert, die Gebäude als teilweise marode. Der Verein möchte modernisieren – unter anderem mit Padel-Tennis-Plätzen und einer neuen Sporthalle. Doch weil es keinen gültigen Bebauungsplan gibt, braucht es zunächst eine Änderung des Flächennutzungsplans. Genau daran entzündet sich nun der politische Streit.
CDU: „Verantwortungslos, die Planung zu blockieren“
Nur die CDU stimmte in der Stadtvertretung für die Änderung des F-Plans. Patei Vorsitzender Claus Peters zeigt sich „erschüttert“ über das Verhalten der übrigen Fraktionen. Der Verein brauche „jetzt Planungssicherheit – nicht in fünf Jahren“. Peters kritisiert, dass mit der Vertagung wichtige Zeit verloren gehe und Baukosten weiter steigen könnten.
SPD: „Es gab keine Ablehnung – nur ein Aufschub“
SPD-Fraktionschef Frank Lauterbach weist die Kritik entschieden zurück: „Die CDU unterstellt eine Ablehnung, aber über den F-Plan wurde gar nicht abgestimmt. Wir haben ihn lediglich von der Tagesordnung genommen.“ Hintergrund sei die mangelnde Bürgerbeteiligung: Beim Anwohnertreffen am 7. Mai seien Vertreter der Stadtpolitik bewusst ausgeschlossen worden. „Erst müssen wir mit Anwohnern und dem Verein sprechen, bevor wir Fakten schaffen.“
Grüne: „Betroffene nicht übergehen“
Auch die Grünen fordern mehr Beteiligung. Ortsvorsitzender Sam Momeni kritisiert vor allem, dass die betroffenen Anwohner keine Gelegenheit zur Mitgestaltung gehabt hätten. „Der F-Plan mag rechtlich nicht bindend sein, aber politisch ist er eine Weichenstellung.“ Die skizzierte zwölf Meter hohe Sporthalle und die sechs Meter hohe Lärmschutzwand sorgten für breite Ablehnung. „Hier braucht es einen Kompromiss – nicht ein Durchdrücken am Bürgerwillen vorbei.“
Anwohner fordern neue Planung – Workshops geplant
Der derzeitige Entwurf sieht neben der großen Halle auch ein Streetballfeld, Beachvolleyball und eine mögliche Kita direkt angrenzend an Wohngebiete vor. Die Anwohner fordern eine Neuplanung: Die Tennisplätze sollen an Ort und Stelle bleiben, neue Sportflächen stattdessen im nördlichen Bereich entstehen. Entsprechende Workshops mit den Bürgern sollen nun vorbereitet werden. Dafür braucht es allerdings zusätzliche Haushaltsmittel – und Geduld.
Hoffnung auf Investorenlösung platzte
Dabei hatte der TSV Glinde zwischenzeitlich große Hoffnung auf eine Lösung: Eine Entwicklungsgesellschaft wollte das Gelände übernehmen, dort Wohnungen bauen und im Gegenzug ein neues Vereinszentrum auf firmeneigenem Grund errichten – inklusive Finanzierung. Doch der Politik war das zu riskant: Das Ersatzgelände war eine frühere Kiesgrube, aufgefüllt mit Bauschutt. Methanaustritt machte die Pläne zunichte.
Der TSV bleibt in der Warteschleife
Bis auf Weiteres darf der TSV lediglich bestehende Gebäude sanieren – Neubauten sind ohne Bebauungsplan nicht genehmigungsfähig. Das Investitionsvolumen für Sanierungen liegt laut Verein bei knapp fünf Millionen Euro bis 2030. Maßnahmen, die aus Sicht des Vereins „nicht aufschiebbar“ sind. Doch wie und wann es konkret weitergeht, ist offen. Die Politik hat das Verfahren nun in die Werkstatt verlagert – im besten Fall mit mehr Bürgerbeteiligung, im schlechtesten mit weiterer Verzögerung.